Ort und Stadtkirche von Rudolstadt


Kurz und bündig:

In dieser Kirche befindet sich ein Epitaph von Georg v. Schönfeldt (91-Tafel 3-Wachau).

Sehr sehenswert ist die Inneneinrichtung: der Altar, der Fürstenstand, die Decke, die Orgel etc.

Das Rathaus und das Rudolstädter Schloss waren auch im Schönfeldtschen Besitz (beide mit unserem Wappen versehen).


Lage: ca. 40 km südöstlich von Erfurt

 

Link zur Stadtkirche:

Externer Link:  http://www.kirchenkreis-rudolstadt-saalfeld.de/gemeinden/kirchgemeinde-rudolstadt/Stadtkirche/

Und zum Kirchenbauvereines Rudolstadt e.V.:

Externer Link:  http://www.rudolstadt-kirchenbauverein.de/#fuehrer

Georg v. Schönfeld (91-Tafel 3-Wachau) war mit Sibylle v. Schönfeld (347-Tafel 11-Löbnitz) verheiratet.


Dazu die Löbnitz-Chronik von Ernst v. S. – Seite 27f:

„Siegfried (331) hatte in erster Ehe die Erbin reicher Besitzungen in und bei Rudolstadt geheiratet, Katharina v. Kochberg, geb. v.Liptis. Der Mittelpunkt dieser Liegenschaften war Groß-Kochberg und Rudolstadt. Ihr erster Mann, Hartmann v.Kochberg, war 1506 verstorben, ohne Lehnerben zu hinterlassen. …

Da die Witwe aber den Nießbrauch auf Lebenszeit hatte, so waren die neuen Besitzer wenig interessiert und zeigten sich nicht abgeneigt, als Katharina 1517 Siegfried geheiratet hatte, diesem die Güter zu verkaufen. Zunächst erwarb Siegfried ein Grundstück in der Stadt, auf dem er sich ein Haus erbaute, das noch heute steht und über der Tür unser Wappenbild zeigt, wobei der Knorrenast allerdings 15 Stummel hat.

Die Zahl 1524 deutet das Jahr der Erbauung an. Ein Kenner der Rudolstädter Lokalgeschichte ist allerdings der Ansicht, dass nicht Siegfried, sondern der Rat der Stadt das Haus erbaut und das Wappenbild angebracht habe als Zeichen des Dankes dafür, daß Siegfried durch Ankauf des Ascherhofes der Stadt die Mittel zum Bau verschafft habe. Diese Ausführungen erscheinen mir nun doch nicht recht wahrscheinlich und man darf wohl der Auffassung zuneigen, daß Siegfried das Haus erbaute und es dann gegen den Ascherhof der Stadt überließ, die es als Ratahaus benutzte.

Jetzt (1935!) ist ein Bierausschank in den Räumen.

Dann erwarb Siegfried das Grundstück, auf dem heute die Ludwigsburg steht. Zu diesem „Schönfelder Hof“ gehörte reicher Grundbesitz, insbesondere auch die Waldungen Däbra und Benndorf. Am Torhaus der Ludwigsburg sieht man noch heute (ebenfalls 1935!) unser Wappen. …

Nach Katharinas Tode schritt Siegfried zu einer zweiten Ehe mit Engel von Holbach (beide Grabplatten in der Kirche von Löbnitz), die ihm neben einer Tochter auch den ersehnten Lehnerben schenkte. Da dieser aber bereits 1666 verstarb, verkaufte Siegfried seinem Schwiegersohn Georg (91-siehe Bild oben) vom Hause Wachau einzelne Güter und setzte ihn später zum Erben aller seiner Liegenschaften ein. Wir haben von ihm und den weiteren, Schicksalen der Rudolstädter Besitzungen in Teil „Wachau“ gehört.

Siegfried zog sich mehr und mehr nach Löbnitz zurück, wo er auch starb. Sein und seiner zweiten Frau Bild sehen wir in Stein gehauen auf den Grabsteinen in der Kirche.“


Mehr Fotos findet man auch unter

Externer Link:  kirchenbauforschung.info täglicheKirche St. Andreas Rudolstadt

Vetter Ernst erstellte folgenden Text dazu:

Wanderer kommst Du nach Rudolstadt …

… zumal, wenn Du eine Cousine oder ein Vetter v. Schönfeldt bist …

… dann darfst Du auf keinen Fall versäumen, die Alte Stadtkirche zu besuchen und zu besichtigen. Als Cousine Sybil und Alla und ich diesen Rat befolgten, blieben uns Mund und Nase auf – wir trauten unseren Augen nicht! Was für ein gewaltiger und pompöser Epitaph mit unserem Namen und mit den lebensgroßen Bildnissen unserer Vorfahren aus dem 16.Jahrhundert, der uns da in den Bann schlug.

Dargestellt sind im wesentlichen Georg v. Schönfeldt (a.d.H. Wachau) und seine Ehefrau Sibylle (Erbin von Groß Kochberg und Rudolstadt etc., Tochter, von Siegfried v. Schönfeldt (a.d.H. Löbnitz) mit seiner Frau die Begründer einer 2 Jahrhunderte dauernden Schönfeldt-Dynastie .

In Latein die Unterschrift:

Georg und Sibylle Schoenfeldis – Seinen allerliebsten teuersten Eltern. Theobaldus, Ihr einziger Sohn – aus Dankbarkeit erbaut.

Dem liegt nach der mir zugänglichen Familiengeschichte folgender Sachverhalt zugrunde:

Georg v. Schönfeldt (a.d.H. Wachau ), der mit 5000,- Gulden von seinem Bruder in Wachau abgefunden war, lernt anlässlich eines Besuches bei seinem Vetter Siegfried (a.d.H. Löbnitz) in Ru-dolstadt Im Jahr 1535 dessen Tochter Sibylle kennen und lieben und heirate sie am 29.10.1554. Sein Schwiegervater Siegfried hatte es in Rudolstadt zu großem Vermögen und Ansehen gebracht – unter anderem durch seine Heirat mit der Witwe des 1506 verstorbenen Hartmann v. Kochberg. Ein Haus in Rudolstadt, das „Alte Rathaus“, hat an der Vorderfront noch das Schönfeldtsche Wappen – ebenso wie an der Durchfahrt des Torhauses zum Schwarzburgschen Schlosshof. Georg und seine Frau Sibylle erfreuten sich am ihres Landesherren Graf Albrecht VII größten Ansehens, zumal Georg es verstanden hatte, das beachtliche Vermögen seines Schwiegervaters durch kluge Anlagen und reichlich Zinsen seiner Kapitalien ständig zu vermehren. Dem widersetzte sich die Bevölkerung in großen Teilen unter Führung des von der regierenden Gräfin Katharina von Rudolstadt 1557 berufenen Pfarrers Bartholomäus Gernhard. Dieser hatte es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, gegen diesen Wucher unseres Vorfahren zu Felde zu ziehen. Dieser so genannte – und in der Stadtgeschichte einzigartige ,,Rudolstädter Wucherstreit“ – erhitzte die Gemüter der Bürgerschaft unter Einbeziehung von Gutachten der Universitäten Wittenberg, Leipzig und Jena. Schließlich sagten Georg und seine Freunde zu, künftig sich mit einem Zinssatz von 5% zufrieden zu sein. Pfarrer Gernhard blieb unnachgiebig, Gräfin Katharina war ratlos, wollte aber Seine Geistlichkeit auch nicht fallen lassen. Schließlich wurde der Pfarrer Gernhard doch seines Amtes enthoben, hetzte aber so lange weiter, bis durch den Tod der Landgräfin sein Einfluss beendet werden konnte.

Ich stelle diese – auch in der Familiengeschichte von Großvater Ernst (a.d.H. Werben) wiedergegebene – Episode deswegen besonders heraus, weil in dem Museumszimmer Schönfeldt, im benachbarten Gut Kochberg zum Andenken an die Schönfeldtsche Gutsherrschaft, die DDR Kulturverwaltung extra eine Hinweistafel auf die kapitalistischen Gebaren der adligen Vorfahren angebracht hat. Zu DDR-Zeiten war mithin das oben beschriebene Schönfeldtsche Kulturdenkmal – abgesehen von seinem Standort in der Stadtkirche – ein abschreckendes Beispiel für den ausbeuterischen Kapitalismus des historischen Adels schlechthin.