Die gräfliche Linie

2.6.1704 – Johann Siegfried aus dem Hause Wachau wird in den Reichsgrafenstand erhoben.

Sein Sohn Johann Georg (316 Tafel 10) erbt den Titel. Da dieser keine Söhne bekommt, endet zunächst die gräfliche Linie mit ihm.

Chronik des Hauses Wachau Seite 19ff:

…. Außer den väterlichen Gütern hat Johann Adam (290) noch mehrfach ansehnlichen Grundbesitz an sich gebracht. So erwarb er Ossling und Lieske bei Kamenz, Petershain bei Königsbrück und Dollingen bei Elsterwerda. Die meisten dieser Güter waren kein Manneslehn, und Johann Adam wollte sie zur Ausstattung seiner vielen Töchter haben.

Von seinen 18 Kindern setzte nur Johann Siegfried (307 Tafel 10) den Mannesstamm fort. Er brachte unseren Namen zu hohem Ansehen in der damaligen Welt, aber noch kein halbes Jahrhundert nach seinem Tode war alles verweht, das Ansehen, die Grafenkrone, der reiche Besitz.

Das Leben des Johann Siegfried mutet wie ein Roman an. Kaum hatte er seine Studien in Leipzig beendet, da starb 1701 sein Vater, und der noch nicht 20jährige junge Mensch war nun Herr über ein reiches Vermögen. Es hielt ihn natürlich nicht in dem kleinen. Wachau, und er zog hinaus in die weite Welt. Wie für alle jungen Leute von Stand war Paris das erste Ziel seiner Wünsche. Hier erlernte er vor allem den fertigen Gebrauch der französischen Sprache. Von dort ging er nach Italien, wo ihm der Papst eine Audienz gewährte, obgleich er seinen protestantischen Glauben stets offen bekannte. Mit genauer Not entging er beim Besteigen des Vesuvs dem Tode und wandte sich dann verschiedenen oberitalienischen Städten zu. Zwei Grafen von Schönburg hatten sich ihm angeschlossen, und gemeinsam durchwanderten sie die Lombardei. Daß dies Land damals im Kriegsgebiet lag, schien die jungen Leute nicht zu stören, und sie waren höchstverwundert, als sie eines Tages von einer Kaiserlichen Patrouille festgenommen wurden, da man sie für französische Spione hielt wegen eines Passes, den der Herzog von Orleans für Johann Siegfried ausgestellt hatte. Im Hauptquartier zu Cremona klärte sich die Sache schnell auf, und der Kommandierende General von Thüngen forderte die jungen Leute auf, den Feldzug in seinem Stabe mitzumachen, worauf sie natürlich mit Freuden eingingen.

Als das Heer seine Winterquartiere bezogen hatte, nahm der General seine Schützlinge mit nach Wien.

Johann Siegfried muß ein besonders einnehmendes Wesen gehabt haben, das ihm, in Verbindung mit seinem Reichtum, bald alle Türen öffnete. Hier in Wien lernte er einen Namensvetter kennen, einen alten Junggesellen, den Grafen Joseph Rudolf von Schönfeldt auf Peterswalde. Außer dem gleichen Namen verband beide nichts, denn Joseph Rudolf stammte aus der Familie der Grafen von Serainchamps, die sich später Grafen von Sereno Campo nannten und 1678 unter dem verdeutschten Namen von Schönfeld in den Reichsgrafenstand erhoben worden waren. Das tat aber der Liebe keinen Abbruch, und der alte Herr faßte den Entschluß, Johann Siegfried zum Erben seiner außerordentlich großen. Besitzungen in Böhmen zu machen. Er knüpfte allerdings die Bedingung daran, daß Johann Siegfried in den Schoß der allein seligmachenden Kirche zurückkehren müsse. Johann Siegfried widerstand dieser verlockenden Aussicht besser, als sein churfürstl. Herr, der der Krone Polens wegen seinen Glauben aufgab, und so wurde aus der schönen Erbschaft nichts.

Die innere Festigkeit des jungen Mannes mag ihm das Wohlwollen des Kaisers eingetragen haben, kurzum, am 2.6.1704 wurde er in den Reichsgrafenstand erhoben unter Verleihung des vorstehenden Wappens. Diese Würde war schon seinem Großvater (285 Tafel 10) vom Kaiser am 9.4.1657 angeboten worden, er hatte aber damals „aus ihm vorbehaltenen Ursachen“ dankend abgelehnt. ….

Ernennungsurkunde von Johann Georg, 1740:

6.12.1788 – Johann Hilmar Adolph wird in den Reichsgrafenstand erhoben.

Wie es dazu kam (Chronik des Hauses Löbnitz S. 33 ff)

… Der Sohn, Johann Hilmar (444), trat auch in den Hofdienst, wurde Kammerherr und war als, Obersteuereinnehmer auch in der Verwaltung tätig. Als Friedrich August zur Regierung gelangt war, galt es, die zerrütteten finanziellen Verhältnisse des Landes zu ordnen, und Johann Hilmar Adolf gehörte zu der Commission, der die wennig dankbare zufiel, 1,5 Millionen Thaler in Papiergeld im Lande unterzubringen. Er war froh, als es ihm glückte, im diplomatischen Dienst unterzukommen. Am 24.3.1778 konnte er in Versailles Ludwig XVI. sein Beglaubigungsschreiben als Chursächsischer Gesandter und bevollmächtigter Minister überreichen. In Paris erlebte er die letzte Blüte des ersterbenden Königtums. Seinen Sturz mit ansehen zu müssen, blieb ihm erspart, denn 1785 wurde er von Paris abberufen und, in gleicher Eigenschaft an den Hof nach Wien versetzt.

Ludwig XVI. schenkte ihm zum Abschied sein lebensgroßes Bild, in Öl, das später in Störmthal verblieben ist. Hier in Wien machte er ein großes Haus aus und genoß allgemeine Hochachtung und Wertschätzung.

Als 1770 der letzte Graf Schönfeldt aus dem Hause Wachau verstorben war, mag in Johann Hilmar Adolf der Gedanke aufgetaucht sein, diesen GrafentiteI fiir die Familie zu. erhalten.

Als er nun in Wien war, griff er den Gedanken wieder auf und begründete sein Gesuch damit, dass s. Zt. der Grafentitel dem Johann Siegfried von Schönfeldt doch nicht lediglich wegen seiner persörtlichen Verdienste verliehen worden sei, sondern auch, als Anerkennung für die von dem ganzen Geschlecht dem Staate geleisteten Dienste. Diese Ehrung käme in Fortfall und Vergessenheit, wenn sie nun nicht wieder neu auflebte, und er hielte sich für den geeigneten Mann, die Grafenkrone in Ehren zu tragen. Kurze Zeit nach seiner Verheiratung wurde dem Gesuch am 6.12.1788 entsprochen und Johann Hilmar Adolf in den Grafenstand erhoben unter Beibehaltung des alten Familienwappens, Interessant ist es, aus der Begründung seines Gesuches die „urkundlich erwiesene Abstammung“ des Geschlechtes zu ersehen. Diese stützt sich aber lediglich auf die Angaben von Valentin König und wird dadurch keineswegs richtiger. Sie hat alle Fehler Val. Königs übernommen, dessen Ruf damals so begründet war, daß seinen Angaben urkundlicher Wert beigemessen wurde. Heute ist man sich über die Minderwertigkeit der Königschen Angaben einig. …..

Das gräfliche Wappen mit 8 Federn – Näheres unter Wappen:

Der Wappenspruch:  Spero meliora = Hoffen auf das Bessere

Ernennungsurkunde von Johann Hilmar Adolf:

Josef II.

Hilmars Schwester Johanna Erdmuthe (443)

Hilmars Bruder Christoph (445)