Kirche und Schloss Döben
Kurz und bündig:
Ernst v. S. (Löbnitz) kauft 1576 von seinem ererbten Bargeld das Rittersgut Döben. Bis 1661 ist Döben im Besitz der Schönfelds. Vom Schoss gibt es nur noch die Grundmauern. Die Kirche mit vielen Grabplatten und Darstellungen der Schönfelds ist bestens erhalten und sehr sehenswert!
Lage: ca. 30 km südöstlich von Leipzig
Das Schloss Döben existiert seit 1972 nicht mehr. Es sind nur noch die Grundmauern vorhanden. Einige Nebengebäude wurden wieder aufgebaut.
Eine sehr umfangreiche und detaillierte Geschichte des Schlosses Döben findet man auf der Seite der Familie v. Below:
Externer Link: https://www.schlosshof-doeben.de/geschichte/
Hier ein Auszug über die letzten Tage des Schlosses („Zeit des Untergangs“):
„In diese Zeit fiel auch ein sowjetischer Befehl, der Schlösser und Herrenhäuser ihres Charakters entheben sollte: mancherorts wurden intakte Schlösser schon 1945 gesprengt, andere wurden umgebaut, entstellt, aus Parkanlagen wurden Kleinsiedlungen gemacht, in Sichtachsen wurden Hochhäuser gebaut, der Adel sollte nicht nur aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden, es sollte das feudale Erbe radikal aus der Erinnerung gelöscht werden.
Das Schloss Döben, das nach Kriegsende fast intakt gebliebenen war, diente also als Baustofflager, da man sich vorerst wohl eine Sprengung der teilweise über einen Meter dicken Mauern nicht zutraute- oder war es zu teuer? Jeder durfte sich an den Balken, den Steinen und den Dachschindeln bedienen. Bereits zum Beginn der 50 er Jahre hatte das Schloß kein Dach mehr, es verfiel zusehends, Steine rutschten auf die darunter liegende Straße, man entschloß sich zu kleineren Sprengungen. Starke Widerstände regten sich in der Bevölkerung, aber in einem langen Schriftwechsel, der die Verzögerung und den Unwillen zum Erhalt auf höheren Ebenen dokumentiert, werden immer wieder Gründe für weitere Sprengungen vorgeschoben, obwohl die Denkmalpflege auf`s Schärfste protestierte. 1972 holte der ehrgeizige Sprengmeister noch einmal zu einem Schlag gegen die ehrwürdige Burgruine aus, in mühseliger Kleinarbeit sprengte er die Burg Stück für Stück. Als der stolze Taubenturm fällt- derartige Türme waren Herrschaftszeichen- sieht man in dem glücklicherweise vorliegendem Filmdokument, dass er seine Faust zum sozialistischem Gruße erhebt und stolz auf den Trümmern herumklettert.“
Lesenswert ist auch die Seite des Freundeskreis Dorf und Schloss Döben e.V.:
Externer Link: https://www.doeben.de/sd11.html
Impressionen des Schlosses vom Besuch Oktober 2019:
Auf dem nächsten Bild sieht man die Lage des Gebäudes A innerhalb des alten Schlosses.
Der Gartenpavillion, in dem sich das Schloss-Modell befindet
Der Erwerb des Dorfes Döben mit seinem Schloss und der Kirche findet in der Linie Löbnitz statt. Die Löbnitz-Chronik (S. 29ff) berichtet, wie Döben an die Schönfelds kam:
Beginnen wir willkürlich bei Dippold (332-Tafel 12). Bei seinem Tode hinterließ er reichen Grundbesitz.
In seinem Testament bestimmte er, daß die Söhne das Los um die Erbschaft ziehen sollten und hatte die einzelnen Losteile selbst bestimmt. Bald nach seinem Tode schritt man zur Teilung und trat am 4.7.1551 in Löbnitz zusammen, um das Los zu ziehen.
Es erhielten:
Ernst der Jüngere (357) Bargeld
Georg (358) Hofteil Löbnitz mit Döbern, Wannewitz usw.
Hans (359) Belgersheim
Cäsar (360) Wölkau und Sausedlitz
Siegfried der Jüngere (361) Schloßteil Löbnitz mit Roitzsch, Scholitz, Seelhausen usw.
Ernst, der das Bargeld erhalten hatte, kaufte sich zunächst Kleeberg (jetzt Markkleeberg bei Leipzig), stieß es aber bald wieder ab und erwarb das romantisch gelegene Döben mit schönem Schloß, hoch über den Ufern der Mulde gelegen.
Auf dem Altarbild in der Kirche von Döben sehen wir ihn inmitten seiner Familie. Nach seinem Tode fiel der Besitz, da er ohne Lehnerben verstarb, an die Brüder und kam dann, wie alles andere, an Hans, der seine sämtlichen Brüder überlebte und beerbte. Auch er bestimmte, wie sein Vater es getan hatte, daß die Söhne um die Erbschaft das Los ziehen sollten. Das geschah dann auch am 9.11.1599.
Hierbei erhielten:
Ernst (369) Döben
Dippold (370) Bargeld
Wolf (371) Wölkau und Sausedlitz
Asmus (374) Belgersheim
Christoph (375) Schloßteil Löbnitz
Hans (376) Hofteil Löbnitz
Dippold (370), der Bargeld erhalten hatte, ging zunächst hinaus in die Welt und nahm Kriegsdienste. 1616 kehrte er nach Löbnitz zurück und kaufte vom Bruder Asmus das Dorf Leulitz, wo er sich einen Rittersitz baute, an dem man noch heute unser Wappen sehen kann.
Da sein Sohn unmündig starb, fiel Löbnitz an die Brüder, und ebenso war es mit Belgersheim, das Asmus (374) erhalten hatte.
Der Stamm wurde nur fortgesetzt von Wolf (371), Christoph (375) und Hans (376).
Wolf (371 Taf.13) war ein wilder Geselle. Als junger Mann hatte er an den Türkenkriegen teilgenommen und ein bei Erstürmung der Festung Hatwan in Ungarn erbeutetes Türkenmädchen mit heim gebracht, das unter Patenschaft des ganzen benachbarten Adels am 17.11.1595 getauft und am 8.10.1609 unter derselben Anteilnahme im großen Saal des Löbnitzer Schlosses mit Antonius Meusel verheiratet wurde. Die Sache erregte damals allgemeines Aufsehen, ähnlich, wie etwa 3 Jahrhunderte später die Machbuba des Fürsten Pückler.
In Döben und Wölkau hatte es schwere Kämpfe mit dem Pfarrer und den Bauern gegeben, die ihm Klagen beim Gericht einbrachten. Die Sache scheint aber im Sande verlaufen zu sein, denn trotz der Kirchenschändung, die man ihm vorwarf, fand er seine letzte Ruhestätte in der Kirche von Döben, wo wir ihn auf seinem Grabstein im Bilde sehen, umgeben von seinem Ahnenwappen, die bei einer Renovierung leider falsch beschriftet wurden. Bei der starken Verschuldung war die Erbregulierung nicht ganz einfach. Man einigte sich aber denn doch dahin, daß Hans Asmus (395) Döben, Wolf Christoph (396) Wölkau mit Sausedlitz übernehmen sollte.
Verfolgt man die Nachfahren in Döben weiterhin, so stellt man fest, dass Adolf Friedrich Wilhelm (426b-Tafel 13) der letzte Schönfeldt auf Döben war.
So war das Haus Döben erloschen!
Da die Schönfelds als Stifter der Kirche von Döben wirkten, sind in der Kirche viele Grabmale (Epitaphe) und Skupturen zu finden.
Link zur Kirche von Döben:
Externer Link: http://www.kirche-hoefgen.de/02_kgdh/kidoe.php
Externer Link: https://www.doeben.de/sd6_1.html
Foto: Jwaller / Wikipedia
Impressionen der Kirche vom Besuch Oktober 2019:
Hinten an der Wand: Wolf v. S. mit seiner Familie
Wolf v. Schönfeld (371) mit seiner Frau Anna v. Starschädel
vier Söhne (links) und vier Töchter (rechts) – Die „weiße“ Tochter ist als Kind gestorben
Der Vater von Wolf ist Hans v. S. (359 – Tafel 12). Er ist auf dem Altar der Kirche von Löbnitz mit seiner Familie verewigt.
Epitaph von Wolf v. Schönfeld
Epitaph von Anna v. S. geb. v. Honsberg, Frau von Siegfried v. S. (361-Tf12)
Epitaph von Dorothea v. S. (378), Tochter von Ernst (369),
gestorben am 22.5.1602 um 6 Uhr morgens, im Alter von 16 Wochen .
Epitaph von Ernst v. Arras. In der Chronik von Gero v. S. ist oben links das Schönfeld-Wappen zu sehen; hier sieht es eher wie ein Anker aus. Gero schließt daraus, dass Ernst‘ Mutter eine Schönfeld war. Ihr Vorname ist unbekannt.
Grabplatten: Hinten links: Wolf v. S., rechts hinten: Anna v. S., rechts vorne: Ernst v. Arras
Ernst v. S. (357 – mit seiner Frau Katharina v. Erdmannsdorff
und ihren Kindern: vier Söhne (links hinter dem Vater);
die beiden weißen sind als Kinder gestorben, daher weiß dargestellt
und fünf Töchter hinter der Mutter (eine als Kind gestorben = weiß)
Moses mit den 10 Geboten
Nr.1 – 3 göttliche Gebote; Nr.4 – 10 weltliche Gebote