Johann Graf von Fries

Kurz und bündig

Johann Graf von Fries war der Vater von Ursula Viktoria Gräfin v. Fries, der Frau von Johann Hilmar Adolf, dem Begründer der gräflichen Linie im Hause Löbnitz-Schlossteil.

Besonders Bad Vöslau hat der Familie von Fries viel zu verdanken. Daher bietet der Ort entsprechende Führungen an. Auch bietet die folgende Website detailliertere Informationen.

Externer Link: Der tote Mann im Teich – Stadtmuseum Bad Vöslau (stadtmuseumbadvoeslau.at)


Johann Graf von Fries (*19. Mai 1719, +19. Juni 1785) entstammte einer Patrizier- und Bankiersfamilie. Er war Kommerzienrat, Hofrat, Direktor der kaiserlichen Seidenfabriken, Industrieller und Bankier.

Er trat in österreichische Dienste ein und übernahm dort die Verpflegung der Armeen. Im Österreichischen Erbfolgekrieg brachte er die englischen Subsidien nach Wien. Für seine Verdienste erhielt er 1751 ein Privileg zur Gründung einer Barchentfabrik (Stoff aus Kamelhaar) in Fridau (Niederösterreich), gründete 1754 eine Seidenwarenfabrik in Oberdöbling (Wien) und eine Wollzeugfabrik in Böhmen. Er errichtete einige Musterbetriebe, so z. B. die Messingfabrik in Weißenbach an der Triesting.

Auf Anraten seines portugiesischen Agenten brachte Johann von Fries im Jahre 1772 die Blaue Portugieser Rebe nach Bad Vöslau und begründete damit den Ruhm des Vöslauer Weines.

1752 erhielt er von Kaiserin Maria Theresa das Privileg für die Prägung des Maria-Theresien-Talers, den er von 1752 bis 1776 produzieren ließ. Er durfte ein Drittel des Netto-Gewinnes (aus der Münzausgabe und Inverkehrbringung) behalten. Er sorgte maßgeblich dafür, dass der Maria-Theresien-Taler bis in den Orient und weit nach Afrika hinein als Währung verwendet wurde. Der Maria-Theresien-Taler war bis weit ins 19. Jahrhundert gesetzliches Zahlungsmittel. Johann Graf von Fries war einer der reichsten Männer seiner Zeit.

1766 gründete er zusammen mit dem aus Frankfurt am Main stammenden Bankier Johann Jacob Gontard  das Bankhauses Fries & Co., welches sich auf internationale Finanztransaktionen, das Anleihegeschäft, den Levantehandel und industrielle Neugründungen konzentrierte.

Fries kaufte 1761 Schloss Vöslau und ließ es durch den Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg zur bis heute erhaltenen Gestalt umbauen. Die Architektur des Schlosses mit den Plastiken bilden ein für Österreich seltenes Ensemble frühklassizistischer Kunst. Es wurde ein Park im englischen Stil mit Statuen, Nischen und künstlichen Grotten angelegt. Das Schloss ist heute das Rathaus von Bad Vöslau.

Das Schloss von Bad Vöslau, heute das Rathaus

Der Schlosspark

Johann von Fries ließ sich 1783/84 in Wien am Josefsplatz 5 von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg das Palais Pallavicini erbauen. Das Palais wurde auf dem Gelände des 1782 aufgehobenen Königinklosters errichtet und rief seinerzeit wegen seiner schlichten Fassade Verwunderung hervor.

Das Palais Pallavicini (mehr dazu weiter unten)

Obwohl er Protestant war, wurde er geadelt: 1762 wurde er in den Freiherrnstand, 1782 in den Grafenstand erhoben. Sein Sohn Moritz Reichsgraf von Fries war ebenfalls Bankier sowie Mäzen und Kunstsammler.

Seine Frau Anne d’Escherny

Seine Tochter Ursula Viktoria Gräfin von Fries, die spätere Frau von Johann Hilmar Adolph

Katholische Pfarrkirche Bad Vöslau, in der Johann Graf von Fries und weitere Familienmitglieder beigesetzt wurden

Grabstätte nicht öffentlich zugänglich


Noch eine kleine Anekdote zum Palais Palavicini:

Links und rechts vom Portal des Palastes ließ Johann Graf von Fries vier riesige Vasen installieren. Das Wiener Publikum war entsetzt und so gingen die sogenannten „Nachttöpfe“ in die Schmähgeschichte der Stadt ein. Schließlich gab man dem öffentlichen Druck nach, entfernte sie und positionierte je zwei weibliche Karyatiden neben dem Portal.

Die Vasen stehen heute im Schlosspark von Bad Vöslau. Sie zeigen vier Kontinente, allegorisch durch die Flüsse Nil, Donau, Mississippi und Ganges dargestellt. Australien fehlt, da dies im 18. Jhdt. noch nicht als eigener Kontinent betrachtet wurde.

Palais Pallavicini, Josefsplatz 5, Wien

1785 wurde Johann Graf von Fries, im Alter von nur 66 Jahren, unter nie geklärten Umständen leblos im Schlossteich gefunden. Der rätselhafte und unerwartete Tod des Grafen gab schon kurz danach Anlass zu den verschiedensten Gerüchten und Spekulationen.

Wegen der 1945 erfolgten Vernichtung des Familienarchivs wird es keine Aufklärung der Umstände, die zu seinem Tode führten, mehr geben.

Es gibt allerdings eine schriftliche Erinnerung des Jesuiten Abbé Jean-Francois Georgell.

Darin heißt es:

[…] häuslicher Kummer, der seine Tage vergiftete, gab den Ausschlag dafür diese zu beenden: Er begab sich mit einem einzigen Dienstboten auf sein Landgut, welches er ungefähr sechs Meilen von Wien entfernt, nahe von Baden, besaß. Nachdem er zu seinem Vermögen und seiner wirtschaftlichen Situation die ausführlichsten Aufzeichnungen hinterlassen hatte, ertränkte er sich aus eigenem Willen in dem großen Teich seines Parks. Man fand auf seinem Schreibtisch folgende Worte von seiner Hand: „Ich bin des Lebens überdrüssig. Man wird mich im großen Teich finden. Mein Testament ist in meiner Brieftasche. Ich will hier ohne Zeremonie beigesetzt werden.“

Sein Sohn Moritz I. war es, der das Potential des heutigen Thermalbades erkannte und dort 1822 eine Badeanstalt eröffnete. Zu seiner Zeit galt er als der reichste Mann der Monarchie. Der überzogene Lebensstil der Familie, die gewaltigen Ausgaben auf den großen Reisen und eine massive Geldentwertung auf Grund der Napoleonischen Kriege bewirkten jedoch den Niedergang des Bankhauses: Das gesamte Fries’sche Familienvermögen war innerhalb von 25 Jahren weg und das Bankhaus in Konkurs.

Sein Enkel Moritz II heiratete Flora Freiin von Pereira-Arnstein. Beide widmeten sich dem weiteren Ausbau des Kurortes.

Moritz II konvertierte 1850 zum katholischen Glauben. Auf Drängen seiner streng katholischen Gattin Flora wurde die heutige Pfarrkirche gebaut. In der Familiengruft unter der Kirche wurden exclusiv nur Mitglieder der Familie Fries beigesetzt. Der letzte Fries starb 2010.

Der Kreis dieser Geschichte schließt sich wieder mit unserem Besuch in Wien. Nachdem wir das Palais Pallavicini gesehen hatten (Josefsplatz 5), gingen wir noch ein Stück weiter zur Albertina, dem Kunstmuseum im Habsburger Palast. Dort kommt wieder unser Vorfahr Johann Hilmar Adolf ins Spiel: als er 1808 in den Ruhestand trat und in Wien bleiben wollte, stellte ihm der Herzog Albert von Sachsen-Teschen sein Palais (die Albertina) zur Verfügung.

Johann Hilmar Adolf liegt in Störmthal (Sachsen, siehe Schloss Störmthal) begraben, Johann Graf von Fries in der Pfarrkirche von Bad Vöslau.