Schloss Schönfeld in Kassel und Nikolaus Heinrich von Schönfeld
Kurz und bündig:
Das Schloss Schönfeld in Kassel wurde 1777 von Nikolaus Heinrich von Schönfeld erbaut.
Er wird sehr wahrscheinlich unserer Familie angehören, führt er doch dasselbe Wappen wie wir. Er kann aber nicht eindeutig eingegliedert werden.
Wer war dieser General-Liutenant Nikolaus Heinrich v. Schönfeld?
– Ein Auszug aus den Schönfeldt-Blättern 49/50 von 2007 –
Wie Schlieffen und Wakenitz, die besser bekannt sind, gehörte Nikolaus Heinrich v. Schönfeld zu den preußischen Offizieren, die während des siebenjährigen Krieges aus der Armee Friedrich des Großen ausschieden und in landgräfliche hessische Dienste traten.
Als Sohn des Kapitäns in einem preußischen Landbataillon Caspar Heinrich v. Schönfeld auf Schlönwitz in der Neumark und der Dorothea Christine v. Schwerin wurde er am 9. März 1733 geboren Er trat schon mit 14 Jahren in preußische Militärdienste, wurde 1754 Fähnrich, dann sehr bald Leutnant im Regiment Gensdarmes, zog mit in den Siebenjährigen Krieg und wurde bei Prag schwer verwundet. Zum 1. 1. 1761 nahm er als Stabsrittmeister seinen Abschied, trat in die hessische Armee ein.
Ein Zeichen der hohen Gunst, die er sich beim Landgrafen Friedrich II in der kurzen Zeit seiner hessisch-militärischen Laufbahn als tollkühner Reiter und Offizier erworben hatte, war seine am 29. November 1762 erfolgte Versetzung in das Regiment der Gardeducorps als Rittmeister mit Majorsrang. Zur gleichen Zeit wurde er zum Flügeladjudanten und Iandgräflichen Kammerjunker ernannt. 27 Jahre gehörte er der Elitetruppe der landgräflichcn Leibwache an, deren Offiziere ihrem Range nach über denen der übrigen Armee standen. 1766 wurde er Major (mit Oberstleutnantsrang), 1776 erhielt er den Rang eines Obersten, 1782 wurde er Oberstleutnant in der Gardeducorps (mit dem Rang eines Generalmajors). Seine militärischen Verdienste hatte der Landgraf auch noch dadurch belohnt, dass er ihn am 5. März 1769 unter die Ritter des neu gestifteten Ordens pour la vertu milltaire aufgenommen hatte.
In Kassel lernte unser Vorfahr Marie Eleonore Dorothea Winzingerode geb. v. Winzingerode kennen, die Witwe des hannoverschen Majors Achaz Phillip v. Winzingerode. Die damals erst 25-jährige Witwe war in große Not geraten, als über das Vermögen ihres Mannes der Konkurs verhängt wurde. Auf den Rat ihrer Freunde folgte sie einer Berufung als Oberhofmeisterin an den damals in Braunschweig residierenden landgräflich hessischen Hof, mit dem sie dann später nach der Vertreibung der Franzosen aus Hessen nach Kassel übersiedelte.
Im August 1768 reichte sie dem damaligen Major Heinrich v. Schönfeld die Hand zum zweiten Ehebunde. Landgraf Friedrich II heiratete 1 Jahr nach dem Tod seiner Frau, der englischen Königstochter Marie-, die 27 jährige, lebenslustige Markgräfin Philippine, Tochter des Markgrafen Friedrich Wilhelm v. Brandenburg Schwedt. Bald zählte die Oberhofmeisterin, Frau v. Schönfeld zum intimsten Freundeskreis der jungen Fürstin.
Dies nahe Verhältnis zwischen den beiden Frauen wurde noch enger, durch die Beziehungen, die sich allmählich zwischen der Landgräfin und dem ältesten Sohn der Frau v. Schönfeld aus erster Ehe, Georg, Ernst, Levin v. Winzingerode, geb. 29. 11.1752, anbahnten. Durch Vermittlung seines Stiefvaters, Heinrich v. Schönfeld wurde der junge Winzingerode, 18-jährig zum Premierleutnant des Gardeducorps befördert. Der angeblich sehr hübsche Sohn der Oberhofmeisterin gelangte auf diese Weise des Öfteren in das Blickfeld (und wahrscheinlich nicht nur in dieses) der lebenslustigen Landesmutter
Der Freiherr Knigge hat aufgrund seiner Studien der losen Sitten am hessischen Hofe sein berühmtes Buch über den „Umgang mit Menschen“ verfasst. In relativ boshaften Anspielungen bot Knigge in „Roman meines Lebens“ reichlich Stoff für Klatschereien am landgräflichen Hof, aber weder diese noch eine vorübergehende „Verbannung“ nach Frankreich, auch nicht eine arrangierte Heirat mit der 16 -jährigen Tochter der intimsten Freundin der Oberhofmeisterin Schönfeld konnte die Beziehungen Winzingerodes zu der Landgräfin auf Dauer unterbinden.
Etwa zu der Zeit, als sein Stiefsohn mittels Heirat aus dem „landgräflichen Verkehr“ (jedenfalls vorübergehend) gezogen wurde, bekam Heinrich v. Schönfeld vom Landgrafen ein großes Grundstück bei Kassel geschenkt (zumindest das Geld für den Ankauf desselben). Hier erbaute er 1777 ein herrschaftliches Landhaus, zunächst der „Schönfeldberg“ genannt. Später als u.a. die Brentanos und die Gebrüder Grimm sowie verschiedene fürstliche Besitzer , unter anderem der Bruder Napoleons Jerome darin wohnten, wurde die Anlage zum dem heutigen Schloß Schönfeld.
1906 kaufte die Stadt Kassel das Schloß von seinem letzten Besitzer, einem Tierparkbetreiber. Nutzungsarten wie Gartenrestaurant, Musikbühne, Hilfslazarett, Militärgefängnis, Teilzerstörung im 2. Weltkrieg und Schließung waren sein Schicksal bis 1989. Um den endgültigen Verfall dieses Kleinods zu verhindern, gründeten Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst (unter anderem ein Corpsbruder von mir) den Verein Schloß Schönfeld e.V., sanierten das Schloß in privater Initiative und restaurierten es unter Wahrung seiner baugeschichtlichen Bedeutung und der kunsthistorisch wertvollen Wandmalereien, Ornamente und Gipsgesimse.
Quelle: Wikipedia / Presse03
Ein weit über die Grenzen bekanntes Restaurant der gehobenen Gourmetklasse bildet das wirtschaftliche Fundament.
Kehren wir noch einmal zu unserem Vorfahr zurück: Nur wenige Jahre konnten sich der inzwischen zum General-Adjudanten erhobene Heinrich und seine Frau gemeinsam an dem Landsitz erfreuen. Denn am 19. Juli 1780 erlitt die Oberhofmeisterin auf dem Wege zwischen Kassel und „Schönfeldberg“ einen schweren Unfall, der ihr das Leben kostete.
Bei einer Fahrt durch die Aue im Einspänner, den sie selbst kutschierte, gingen die Pferde durch. Sie sprang zwar geistesgegenwärtig ab, fiel aber unglücklicherweise auf den Kopf, wobei sich die großen Hutnadeln derart in den Kopf bohrten, dass sie noch an der Unfallstelle starb.
Heinrich v. Schönfeldt tröstete sich schon 1781 mit einer 2. Ehefrau, der Hofdame und Landgräfin Philipine, Marianne, Charlotte v. Belcastel Er selbst wurde 1782 zum Oberstleutnant, 1785 zum Generalmajor in der Gardeducorps ernannt Er blieb nach dem Tode von Landgraf Friedrich III zunächst in Diensten des Nachfolgers Wilhelm IX., wechselte dann auf Vermittlung seines Landsmannes und Jugendfreundes, dem preußischen Gouverneur in Wesel, Ernst v. Schlieffen, wieder in preußische Dienste, um als Generalleutnant eine Armee belgischer Patrioten in ihrem Aufstand gegen die österreichischen Niederlande zu führen.
Der kriegerische Aufstand musste in einem Desaster enden, nachdem Preußen durch die Verständigung mit Österreich in der sog. Reichenbacher Konvention 1790 den belgischen Patrioten praktisch in den Rücken gefallen war. Noch heute sind die belgischen Geschichtswissenschaftler schlecht auf unseren Vorfahren zu sprechen, weil er die verlorene Sache der belgischen Patrioten gegen die Niederlande damals nicht retten konnte.
Der Preußische König ließ Heinrich nicht fallen. Zunächst wurde er Gouverneur der Festung Schweidnitz, musste aber schon 1792 den Feldzug gegen Frankreich mitmachen, bekam hier den Roten Adlerorden verliehen und am 22. Juni 1793 als Korpskommandeur der siegreichen Koalitionsarmee gegen Napoleon nach der Eroberung von Mainz von Friedrich Wilhelm II von Preußen die höchste Auszeichnung die es geben konnte, den Schwarzen Adlerorden (siehe den Hinweis in der Schönfeldeschen Familiengeschichte von Vetter Ernst / Chronik Werben S. 51 – s.u.).
Obwohl zwischenzeitlich schwer verwundet, stand er noch im gleichen Jahr wieder an der Spitze eines preußischen Korps, um im polnischen Aufstand von 1793 die vergebens um ihre Freiheit fechtenden Polen zu besiegen. Seine alte Verwundungen zwangen ihn, 1794 nach Schweidnitz als Gouverneur zurückzukehren, wo er am 22. August 1795 auf den Strassen der Stadt beim Zureiten eines jungen Pferdes abgeworfen wurde und an den Folgen dieses unglücklichen Sturzes starb.
Sein Grabmahl wurde von einem Mitglied unserer Familie vor der Einebnung des Schweidnitzer Garnisonsfriedhofs erworben und hat bis 1945 im Garten des Werbener Gutshauses gestanden.
Trotz seines nicht alltäglichen Schicksals und seiner Taten unter zwei preußischen Königen und zwei hessischen Landgrafen, die ihn mit Gunstbeweisen und Auszeichnungen reich belohnten, ist er doch schon bald nach seinem Tod vergessen und von Historikern mehr als stiefmütterlich behandelt worden. Der schwarze Adlerorden wurde sogar einem militärisch weniger bedeutenden Namensvetter in den offiziellen Matrikel zugeschrieben (siehe hierzu der Hinweis in der oben genannten Familiengeschichte meines Großvaters Ernst / Werben –s.u. ) Geblieben sind das sehenswerte Schloß in Kassel, das seinen Namen noch heute trägt, sowie das wunderschöne Ölgemälde von Tischbein d. Älteren, das aus Werben gerettet werden konnte und jetzt im Besitz von Friederike und Burkhardt über deren Kamin in Göttingen hängt.
Schlußendlich nach ca. 250 Jahren gibt es wieder eine Johanniter-Ritterbrüderliche Freundschaft zu Wilko Graf v. Winzingerode, einem direkten Nachkomme des Stiefsohnes von Heinrich v. Schönfeld. Bei ihm ist unser Burkhardt im Januar 2007 zu einer Drückjagd im wieder erworbenen Winzingeroder Forst eingeladen.
(Das Buch über die Geschichte von Schloß Schönfeld in Kassel von Phillip Losch befindet sich im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Berlin unter: Familien-Archiv von Schoenfeld t /Werben)
(Ermsleben, den 18.12.2006 Gez. Ernst v. Schönfeldt)
Auszug aus der Chronik des Hauses Werben, S. 51
Sein Name (S. 50: George August Nr.668) steht auch in den Listen der Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler. Das ist aber eine Verwechslung mit dem Generallieutenant Heinrich v.Schönfeldt, der auch unserer Familie angehört (er führte dasselbe Wappen), den ich aber noch nicht eingliedern konnte, und der daher in den Stammtafeln nicht erscheint. Im Beiheft des Militär-Wochenblattes (11/1906) gab ich ein Bild seines Lebens. Es erscheint unverständlich, wie es zu dieser Verwechslung kam. Es ist nur dadurch zu erklären, daß der Generallieutenant Heinrich v.Schönfeldt erst kurze Zeit vorher aus hessischen Diensten in preußische getreten war und man ihn in der Armee so gut wie garnicht kannte. Er hatte sich als Führer der einen Belagerungsarmee von Mainz ausgezeichnet, und George August stand unter ihm. Letzterer war allgemein bekannt, und man nahm wohl an, daß er der sei, der den Schwarzen Adler-Orden erhalten habe und kam garnicht auf den unbekannten Heinrich. Als der Schweidnitzer Kirchhof, auf dem Heinrich ruhte, eingeebnet wurde, kam der Grabstein nach Werben, und auf ihm ist Heinrich als des Schwarzen und Roten Adler-Ordens-Ritter bezeichnet.